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20.08.2024 | Digital Hub
Industrieroboter gibt es schon seit langem. Branchen wie die Automobilindustrie sind seit Jahrzehnten Vorreiter bei der Einführung automatisierter Anlagen und Produktionslinien. Daraus folgt, dass je etablierter ein Markt wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass neue Märkte entstehen, um Maschinen unterzubringen, die schon bessere Tage gesehen haben und erneuert werden müssen.
Ein Beispiel hierfür ist der riesige und einflussreiche Markt für kleine und mittlere Unternehmen, in dem sich viele Unternehmen schon lange als zu teuer angesehen haben und nicht in der Lage sind, die Art von Automatisierung in Betracht zu ziehen, die ihre größeren Konkurrenten genießen.
Unterstützt durch den wachsenden Impuls, wettbewerbsfähig zu bleiben und den Fachkräftemangel zu lindern, ist das Interesse in den letzten Jahren gestiegen, so die International Federation of Robotics. Gebrauchte Roboter, so betonen sie, verfügen in der Regel über bewährte Technologien und sind für eine Vielzahl von Anwendungen getestet und optimiert, was das Risiko von Kompatibilitätsproblemen verringert und die Integration in bestehende Produktionslinien vereinfacht. Ein weiterer Vorteil ist die Verfügbarkeit: Bereits im Workflow eingesetzte Roboter können oft viel schneller geliefert werden als neuere.
Laut einer Studie der in Indien ansässigen Forschungsgruppe Astute Analytica werden derzeit in Montagelinien verschiedener Branchen über 37,6 Prozent gebrauchte und überholte Roboter eingesetzt. Das ist nicht überraschend. Gebrauchte und überholte Maschinen sind für Endnutzer von Montagelinien aufgrund ihrer außergewöhnlichen Präzision, Geschwindigkeit und Wiederholbarkeit besonders attraktiv – alles Faktoren, die als wesentlich für das Erreichen der Produktionsziele in solchen Anwendungen angesehen werden.
Diese Roboter werden oft sorgfältig gewartet und sind mit modernster Technologie ausgestattet, was bedeutet, dass sie komplexe Aufgaben gut ausführen können. Und da sie in der Regel für bestimmte Funktionen entwickelt wurden und ihre Wirksamkeit in analogen Anwendungen unter Beweis gestellt haben, ist ihre Integration in bestehende Produktionslinien normalerweise unkompliziert.
Und was wichtig ist: Sie stellen auch eine nachhaltigere Alternative zum Kauf neuer Maschinen dar, um bestehende und etablierte Montagelinienanwendungen zu ergänzen. Im globalen Kontext hat sich der asiatisch-pazifische Raum zu einem wichtigen Knotenpunkt entwickelt. Der Marktanteil der Region dürfte von 62 Prozent im Jahr 2022 auf 66,4 Prozent im Jahr 2031 steigen. Dieses Wachstum ist auf den äußerst kostensensiblen Markt in einer Region zurückzuführen, die von Ländern wie Indien, China, Indonesien und Vietnam dominiert wird.
Die geschätzte Lebensdauer eines neuen Roboters beträgt in der Regel etwa 20 bis 25 Jahre, abhängig von der vorbeugenden Wartung der betreffenden Maschine. Abgesehen von der Wichtigkeit dieser Kontrollen stellen seriöse Anbieter in der Regel sicher, dass strenge Richtlinien zur Überholung gemäß den Wartungsplänen des Herstellers eingehalten werden und nur Originalteile verwendet werden.
Der Gebrauchtgerätespezialist Robots Done Right aus Florida fasste es wie folgt zusammen: „Die Suche nach generalüberholten Robotern ist aus vielen Gründen attraktiv, aber ein Hauptvorteil ist die Geldersparnis. Ein gebrauchter Roboter kann bis zu 50 Prozent weniger kosten als ein neuer. Die Kostensenkung kann kleinen Unternehmen helfen, in die Automatisierung einzusteigen, ohne ihr Budget zu sprengen.“
Und sie fügen hinzu: „Durch die Automatisierung können Zeit und Mitarbeiter für andere Aufgaben freigesetzt werden, was wiederum zu schnellerem Unternehmenswachstum führen kann. Wenn Sie einen generalüberholten Roboter verwenden, der dem bereits verwendeten ähnelt, ist er einfach zu bedienen. Es gibt keine lange Lernphase, da Sie sich ganz sicher an die Arbeit machen können.“
Das Angebot ist umfangreich, aber die gefragtesten Anwendungen sind in der Regel Schweißen, Palettieren und Fräsen sowie montagebezogene Aufgaben. Viele Anbieter berichten von einer wachsenden Kundenliste kleiner und mittlerer Unternehmen, von denen einige so klein sind, dass man sie als kleine Werkstätten bezeichnen könnte. Am anderen Ende der Skala hat sich das Renault-Automontagewerk im französischen Flins im Rahmen seines Nachhaltigkeitsfokus neue Ziele hinsichtlich der Wertschöpfung aus bestehenden Produkten gesetzt und sich schnell in Refactory umbenannt. Dort werden jetzt Roboter nachgerüstet, die aus den Werken in Sandouville, Maubeuge und Douai sowie aus Valladolid in Spanien ausgemustert wurden.
Das Ziel des Unternehmens ist es, mehr als 170 Roboter pro Jahr nachzurüsten, um die Umstellung auf die Produktion von Elektrofahrzeugen zu unterstützen. Dadurch spart das Unternehmen jährlich 3 Millionen Euro. In der Schweiz hat der Industrieroboteranbieter ABB ein Rückkaufprogramm eingeführt, bei dem inaktive oder veraltete Roboter aufgearbeitet werden, um zu vermeiden, dass sie verschrottet werden oder, wie das Unternehmen es selbst formuliert, „in der Ecke einer Fabrik stehen bleiben“.
Das Unternehmen verfügt nun über Wiederaufbereitungszentren in Deutschland, der Tschechischen Republik, den USA, Brasilien, Vietnam und China, die auch Peripheriegeräte wie Steuerungen und Manipulatoren zum Weiterverkauf entgegennehmen. Jan Borsky, Vertriebsleiter der Abteilung, gab einen Hinweis auf das Ausmaß des Problems: „Wir verfügen über einen der weltweit größten Lagerbestände an gebrauchten und überholten Robotern, mit 400 Robotern verschiedener Typen auf Lager zum Verkauf, und derzeit ist die Nachfrage nach Second-Life-Robotern so hoch, dass an jedem Arbeitstag mehr als ein Roboter unser Werk in Ostrava verlässt.“
Das Unternehmen sagt, dass der Kauf überholter Roboter 75 Prozent des während der Produktion ausgestoßenen CO2 im Vergleich zum Kauf neuer Roboter einsparen kann. So würde beispielsweise die Entsorgung eines ABB IRB 6640 als Schrott 1,4 Tonnen Material, hauptsächlich Metall, verschwenden, dessen Rückgewinnung und Wiederaufbereitung viel Energie und damit Emissionen erfordert.
Das Konzept ist nichts Neues, zumindest nicht auf der praktischen Ebene, die es heute ist. Bereits 2015 warnte ein von mehreren Autoren verfasster akademischer Aufsatz über Robotik im KMU-Markt. Das International Journal of Robotics Research and Application warnte: „Um ein nachhaltiges Fertigungssystem zu betreiben, sind kontinuierliche Designanstrengungen erforderlich, um vorhandene Ressourcen neu zu konfigurieren und ihre Fähigkeiten zu verbessern, neue Aufgaben in der dynamischen Umgebung zu erfüllen.“
Und nicht nur Fabrikroboter werden überarbeitet. Sony hat ein „Pflegeeltern“-Programm für seine ältere Generation automatisierter Aibo-Hunde gestartet, das die Aufarbeitung und die Spende an Pflegeheime und medizinische Zentren umfasst.
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