27.01.2025 | Process Innovation

Mit gutem Beispiel voran

Der Weg zu Netto-Null beschleunigt sich, weil die großen Unternehmen die Erkenntnisse für sich nutzen, die sie zu Weltmarktführern machen – und sie nehmen ihre gesamten Lieferketten mit auf den Weg.

In den letzten zehn Jahren hat die Industrie in Sachen Nachhaltigkeit erstaunliche Fortschritte gemacht. Viele Unternehmen berichten, dass sie nicht nur auf dem besten Weg sind, ihre Netto-Null-Ziele zu erreichen, sondern diese sogar um bis zu fünf Jahre vorziehen, da sie immer bessere Praktiken anwenden. Die Hallen der ACHEMA waren voll von Beispielen dafür, wie viele der großen Aussteller die Erwartungen der Aktionäre übertreffen, sehr zum Neid kleinerer Unternehmen, denen vielleicht die Ressourcen, das Know-how und die Mittel fehlen, um den notwendigen langfristigen Ansatz zu verfolgen.

Es gibt jedoch überzeugende Beweise dafür, dass einige der größeren Akteure ihrer sozialen Verantwortung als Branchenvorbilder mehr als gerecht werden, indem sie andere dazu inspirieren, ihrem Beispiel zu folgen.

Schneider Electric wurde jetzt vom Time Magazine zum nachhaltigsten Unternehmen der Welt gewählt, und zwar nicht nur wegen seiner eigenen Bemühungen, sondern auch wegen des Einflusses, den es auf seine gesamte Lieferkette hat.

Die Kohlendioxidemissionen der 1.000 wichtigsten Zulieferer des Unternehmens sind um 27 Prozent gesunken, seit das Unternehmen ein neues Programm mit umweltfreundlichen Maßnahmen eingeführt hat. Gleichzeitig wurde bestätigt, dass 21 Prozent der strategisch wichtigsten Partner des Unternehmens die Standards für „menschenwürdige“ Arbeit erfüllt haben. Chief Sustainability Officer Lopez Diaz sagte, "dass dieser ganzheitliche Ansatz sicherstellt, dass ESG ein integraler Bestandteil unserer Geschäftsstrategie und -tätigkeit ist“, und fügte hinzu: „Es ist uns sehr wichtig, welche Auswirkungen wir auf unser gesamtes Ökosystem haben und welches Vermächtnis wir hinter uns lassen. Deshalb sind wir entschlossen, unser Nachhaltigkeitsprogramm in seinem vorletzten Jahr zu beschleunigen und jeden mitzunehmen, um eine nachhaltige, positive Wirkung zu erzielen.“

Pamela Fandel, die Leiterin der Abteilung Corporate Sustainability, beschrieb eine ähnliche Philosophie bei Merck: „Nachhaltigkeit ist ein integraler Bestandteil unseres Geschäfts und eine Kernverantwortung. Als ein führendes Wissenschafts- und Technologieunternehmen wollen wir unsere Innovationskraft nutzen, um einen gemeinsamen Wert für die Gesellschaft und unser Unternehmen zu schaffen“, sagte sie. „Unsere langfristigen Ziele sind die Unterstützung des menschlichen Fortschritts für mehr als eine Milliarde Menschen, die vollständige Integration von Nachhaltigkeit in alle unsere Wertschöpfungsketten und das Erreichen von Klimaneutralität. Unser Einfluss auf die Nachhaltigkeit geht über unseren Betrieb hinaus. Indem wir Nachhaltigkeit in unsere Wertschöpfungsketten integrieren, treiben wir den Wandel bei unseren Lieferanten und Partnern voran. Unser wachsendes Portfolio an umweltfreundlicheren Produktalternativen ermöglicht es unseren Kunden, nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Und durch externe Kooperationen sind wir ein Katalysator für einen branchenweiten Wandel. Wir sind davon überzeugt, dass unsere Wissenschaft und unsere Technologien zur Bewältigung globaler Herausforderungen beitragen und dauerhafte Werte für unser Unternehmen, unsere Stakeholder und die Gesellschaft als Ganzes schaffen können – und wir hoffen, dass wir andere inspirieren können, sich uns auf diesem Weg anzuschließen.“

In ähnlicher Weise hat der finnische Ölgigant Neste, der in der LinkedIn-Karrierebewertung zur Nachhaltigkeit hoch bewertet wird, stark in die Erforschung von Biokraftstoffen investiert, um sein gesamtes Unternehmen in eine nachhaltigere Zukunft zu führen und andere mitzunehmen. Das Unternehmen ist sich seiner „hohen Standards“ in Bezug auf grüne Themen bewusst und betont: „Unsere Arbeit orientiert sich an der Nachhaltigkeitsvision von Neste, für die wir uns ehrgeizige Ziele in Bezug auf Klima, Biodiversität, Menschenrechte sowie unsere Lieferketten und Rohstoffe gesetzt haben – Themen, die alle miteinander verknüpft sind. Gemeinsam mit unseren Partnern streben wir bis 2040 eine klimaneutrale und naturverträgliche Wertschöpfungskette an.“

Hinter dieser Bewegung stehen viele große Namen. Kate Brandt, CSO von Google, die einst in der Obama-Regierung für die Nachhaltigkeit zuständig war, ist der festen Überzeugung, dass die Zusammenarbeit im Mittelpunkt aller Net-Zero-Aktivitäten stehen sollte, die, wie sie sagt, „eine Veränderung des Ökosystems erfordern, und diese Veränderungen können nur in Partnerschaft erfolgen." Trotz der Herausforderungen sind die Nachhaltigkeitschancen für kleine Unternehmen enorm. Aufgrund kleinerer und flacherer Organisationsstrukturen können kleine Unternehmen oft schnellere Entscheidungen treffen und rascher innovieren als ihre größeren Konkurrenten. Außerdem sind sie in der Regel stärker in ihren lokalen Gemeinschaften verankert, was zu nachhaltigeren Beschaffungspraktiken und stärkeren Bindungen an die Gemeinschaft führen kann.

Ein Nachteil ist jedoch, dass sie dazu nicht verpflichtet sind. Große Unternehmen, die bestimmte Kriterien in Bezug auf Umsatz oder Mitarbeiterzahl erfüllen, sind verpflichtet, wesentliche Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels und zum Umweltschutz zu veröffentlichen.

Dies gilt jedoch nicht für KMU, die 99 Prozent der britischen Wirtschaft ausmachen, so der Londoner Finanzexperte Mark Lumsdon-Taylor: „Ist das wirklich der Punkt?“ Er sagte dem Magazin All Things Business: „Die Beschäftigung mit ESG und Nachhaltigkeit kann nicht nur dem Planeten und den Menschen in vielerlei Hinsicht helfen, sondern auch ihrem Unternehmen, sich zu verbessern, seine Rentabilität zu steigern und seine Zukunftsfähigkeit zu sichern. Dazu muss kein Unternehmen verpflichtet werden.“

Man schätzt, dass bis zu 90 Prozent der Umweltauswirkungen einer Organisation in ihrer Wertschöpfungskette liegen, sowohl in der vorgelagerten Lieferkette als auch in der nachgelagerten Nutzungsphase.

Aus diesem Grund haben viele Länder Gesetze zur Nachhaltigkeit in der Lieferkette eingeführt, die von den Unternehmen verlangen, dass sie über ihre Sorgfaltspflicht berichten.

Der Modern Slavery Act des Vereinigten Königreichs von 2015 ist ein Beispiel dafür. Der kalifornische Transparency in Supply Chain Act von 2010 ist ein weiteres.

Das deutsche Lieferkettengesetz, das 2024 in Kraft tritt, ist ein sehr wichtiger Schritt, der der Regierung mehrere Durchsetzungsmöglichkeiten gibt.

Das EU-Lieferkettengesetz geht noch einen Schritt weiter als das deutsche Modell, da es für weitaus mehr Unternehmen gilt, nämlich für solche mit weit weniger als den 3.000 Beschäftigten, die in Deutschland gelten.

Viele Unternehmen haben mit einem direkten Ansatz Fortschritte gemacht. Siemens beispielsweise schätzt, dass mehr als 90 Prozent seines Geschäfts Kunden bei ihren eigenen Nachhaltigkeitszielen helfen.

Das Unternehmen schätzt, dass die von ihm im Jahr 2023 bereitgestellten Technologien den Kunden geholfen haben, 190 Millionen Tonnen CO2-Emissionen zu vermeiden – fast ein Viertel mehr als im Vorjahr.

Judith Weise, Chief People and Sustainability Officer, sagte: „Wir machen große Fortschritte bei der Erreichung unserer ehrgeizigen Nachhaltigkeitsziele. Wir leisten einen wirksamen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels und treiben die Nachhaltigkeitstransformation bei unseren Kunden und in der Wirtschaft voran.“

Da die Menschen diese Technologie entwickeln werden, investiert das Unternehmen Hunderte von Millionen Dollar in die Ausbildung seiner Mitarbeiter in den Bereichen Technologie und Nachhaltigkeit.

Ein Beispiel dafür ist der Einsatz von Xcerlerator, einer digitalen Geschäftsplattform, die den Kunden Zugang zu einem Portfolio vernetzter Hard- und Software verschafft und die sie als „ein leistungsfähiges Ökosystem, das Ihnen hilft, Ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen“ beschreiben. Ganz allgemein will das Unternehmen Risiken minimieren und Chancen in seinem Liefernetzwerk nutzen, und zwar mit einem Managementprozess, der „nicht nur auf Qualität, Kosten und Verfügbarkeit, sondern auch auf die Innovationsfähigkeit unserer Lieferanten und Nachhaltigkeitsaspekte ausgerichtet ist."

Ein nachhaltiger Rahmen

„Darüber hinaus haben wir ein System geeigneter Prozesse – Erkennungsmodule – entwickelt, die es uns ermöglichen, potenzielle Risiken in unserer Lieferkette systematisch zu identifizieren... wir wenden einen risikobasierten Ansatz an. Dieser Rahmen nutzt sowohl interne als auch externe Informationsquellen, die es uns ermöglichen, unsere Aktivitäten zur Risikominderung dort zu konzentrieren, wo sie am nötigsten sind."

Innerhalb dieses Rahmens wird für jeden als risikoreich eingestuften Lieferanten ein maßgeschneiderter Aktionsplan für die Zukunft erstellt. Zu den möglichen Maßnahmen gehören die Einleitung eines Entwicklungsplans, ein Nachhaltigkeitsaudit oder die Ausmusterung der Lieferanten.

Christoph Jaekel, Vice President Corporate Sustainability der BASF, beschrieb „eine gemeinsame Forderung nach einer glaubwürdigen und auditierbaren Methodik entlang der Wertschöpfungskette“. Er fügte hinzu: „Unser Supplier-CO2-Management-Programm schafft bei unseren Lieferanten Transparenz über die produktbezogenen CO2-Emissionen der von uns eingekauften Rohstoffe. Wir bieten Lieferanten und Kunden, auch KMUs, Unterstützung an und teilen unser Wissen über Methoden und Werkzeuge zur Bewertung des Product Carbon Footprint."

Als Mitglied von Together for Sustainability (TfS) treibt BASF die Standardisierung der PCF-Methodik und des Datenaustauschs entlang der chemischen Lieferketten voran: "Diese Initiative trägt dazu bei, eine verlässliche Grundlage für glaubwürdige und überprüfbare Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen zu schaffen.“

Vereint durch eine gemeinsame Vision

Sanofi hat eine einfache Philosophie, die ihren kooperativen Ansatz vorantreibt: „Fortschritt gibt es nicht ohne unsere Mitarbeiter und unsere Partner; vereint durch den Wunsch, etwas zu bewirken.“ So wie diese Mitarbeiter, die an einer Strandsäuberung in Waterford, Irland, teilnehmen, gehen sie mit gutem Beispiel voran, z. B. mit ihren Programmen Energise und Manufacture 2030, die darauf abzielen, gemeinsame Lieferketten auf 100 % erneuerbare Energie und reduzierte Emissionen umzustellen. „Wir handeln als ein Unternehmen und befähigen unsere Mitarbeiter, mehr für den Schutz unseres Planeten zu tun. Jedes Jahr investieren wir 3 Millionen Euro, um die Ideen unserer Mitarbeiter für Nachhaltigkeit in funktionierende Lösungen umzusetzen“, heißt es.

| Originalversion veröffentlicht in ACHEMA Inspire, Ausgabe November 2024 | Deutsche Übersetzung durch DECHEMA Ausstellungs-GmbH |

Autor

ACHEMA Inspire staff

World Show Media

www.worldshowmedia.net

Schlagwörter in diesem Artikel:

#klima, #co2, #nachhaltigkeit

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