Interview mit Luis Hoffmann | Head of Polymer Recycling Technology bei Sulzer

ACHEMA Inspire: Partnerschaften scheinen bei vielen Ihrer Aktivitäten eine Rolle zu spielen, wenn es darum geht, nachhaltige Lösungen voranzutreiben. Wie wichtig sind sie, um Ergebnisse zu erzielen?

•  __Luis Hoffmann: Wir bei Sulzer haben uns verpflichtet, unsere eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, einschließlich der Kohlenstoffneutralität bis 2050. Aber im Großen und Ganzen geht es für uns darum, die chemische Industrie beim Übergang zu unterstützen. Wir tun dies, indem wir unsere nachhaltigen Technologien in die Hände unserer Kunden geben. Für uns ist die rasche Umsetzung solcher neuen Technologien entscheidend - sowohl für unseren eigenen Erfolg als auch für einen schnellen Übergang zu einer neuen biobasierten und kreislauforientierten Kohlenstoffindustrie. Partnerschaften wie die Zusammenarbeit unseres Unternehmens mit VTT beim Polystyrol-Recycling helfen uns, solche Entwicklungen zu beschleunigen und durch die Nutzung des gemeinsamen Know-hows großartige Ergebnisse zu erzielen.

ACHEMA Inspire: : Gilt das auch für die Kundenschnittstellen? Auch hier könnte man zum Beispiel das Potenzial von Biokraftstoffen fördern.

•  __Luis Hoffmann: In der Tat. Neuartige Projekte wie die Herstellung von biobasierten Kraftstoffen oder das Recycling von chemischen Polymeren erfordern einen anderen Ansatz als viele traditionelle Projekte. Unser Ziel ist es, mehr als nur ein Lieferant zu sein, sondern ein echter Partner für unsere Kunden. Wir bauen gemeinsam neue Wertschöpfungsketten auf, was eine enge Zusammenarbeit weit über die normale Lieferanten-Kunden-Beziehung hinaus erfordert. Mit unseren ersten Referenzen sind wir zuversichtlich, dass dies der richtige Ansatz ist, und wir freuen uns darauf, unsere Präsenz in diesen wachsenden Branchen weiter auszubauen.

Achema Inspire: ACHEMA Inspire: Sie haben ein recht breites Spektrum an F&E-Themen in Ihrem Bereich. Wo sehen Sie die größten Fortschritte in den nächsten Jahren?

•  __Luis Hoffmann: Sicherlich haben wir eine breite Palette von Technologien, die derzeit bei Sulzer entwickelt werden. Neben der weiteren Verbesserung unseres bestehenden Portfolios an Reinigungs- und Trenntechnologien, die sich hauptsächlich auf eine verbesserte Produktqualität und einen geringeren Energiebedarf konzentrieren, entwickeln wir eine Reihe von Prozesstechnologien in den Bereichen Biopolymere, biobasierte Brennstoffe/Chemikalien, Kohlenstoffabscheidung und -nutzung sowie Polymerrecycling. In all diesen Bereichen haben wir große Fortschritte erzielt und erwarten in den nächsten Jahren weitere, um nur ein paar Beispiele zu nennen: Wir arbeiten an einem Verfahren zur Umwandlung von Betonabfällen und CO2 in Kalkstein, einem neuen Baumaterial, wir arbeiten an neuartigen Biopolymeren mit fortschrittlichen Eigenschaften, die einen weiteren Ersatz von Materialien auf fossiler Basis ermöglichen, und wir arbeiten an wärmepumpenähnlichen Systemen zur Elektrifizierung von Destillationsprozessen, wobei der spezifische Energiebedarf erheblich reduziert wird.

ACHEMA Inspire: Sie sehen ein großes Potenzial in Biokraftstoffen aus erneuerbaren Quellen. Können Sie das näher erläutern?

•  __Luis Hoffmann: Während wir weltweit einen Trend zur Elektrifizierung von Pkw und Lkw sehen, können Verkehrsflugzeuge in absehbarer Zeit nicht den gleichen Weg gehen. Hier ist die hohe Energiedichte von Kohlenwasserstoff-Kraftstoffen für Langstreckenflüge entscheidend. Durch den Wechsel von fossilen Kraftstoffen zu nachhaltigem Flugbenzin (SAF), das beispielsweise aus gebrauchten Speiseölen hergestellt wird, verringern wir jedoch unsere Abhängigkeit von fossilen Kraftstoffen. Für den Bodentransport bietet Biodiesel kurz- und mittelfristig eine Möglichkeit, die Netto-Kohlenstoffemissionen zu reduzieren. Unsere BioFluxTM-Technologie wird zur Herstellung beider alternativer Kraftstoffe eingesetzt. Unsere einzigartige Prozesstechnologie trägt auch dazu bei, dass die Produktion dieser Kraftstoffe weniger kohlenstoffintensiv ist, da sie im Vergleich zu konkurrierenden Technologien einen geringeren Energiebedarf und damit eine höhere Effizienz aufweist.

ACHEMA Inspire: ACHEMA Inspire: Sie haben auch Fortschritte bei Ihren Kunststoffrecycling-Lösungen gemacht?

•  __Luis Hoffmann: Ja, wir haben erhebliche Fortschritte bei der Entwicklung unserer Kunststoffrecyclinglösungen gemacht, vor allem durch strategische Partnerschaften und Kooperationen. Mit Worn Again Technologies befassen wir uns mit Post-Consumer-Textilabfällen, indem wir deren Polymerrecyclingtechnologie mit unseren Trennverfahren kombinieren. Unsere Zusammenarbeit mit VTT zielt darauf ab, ein Verfahren zum Recycling von Polystyrolabfällen zu skalieren, während wir in Zusammenarbeit mit der Fuenix Ecogy Group deren Technologie integrieren, um gemischte Kunststoffabfälle in Rohmaterial für neue Kunststoffe umzuwandeln. Unsere Partnerschaft mit der BASF ergänzt diese Bemühungen, indem wir ihr chemisches Fachwissen über Adsorbentien und Katalysatoren nutzen, um unsere Reinigungsprozesse weiter zu verbessern. Diese Kooperationen ermöglichen es uns, durchgängige Prozesstechnologien für verschiedene Abfallstoffe anzubieten, und sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Strategie, Innovation und Nachhaltigkeit im Kunststoffrecycling voranzutreiben.

ACHEMA Inspire: ACHEMA Inspire: Was sind die größten Erfolge, auf die Sie besonders stolz sind?

•  __Luis Hoffmann: Letztendlich können wir nur mit starken Teams, die diese Projekte vorantreiben, erfolgreich sein. Im Jahr 2022 haben 92 Prozent unserer Mitarbeiter bestätigt, dass sie von den Produkten und Dienstleistungen, die wir anbieten, überzeugt sind. Das macht uns unglaublich stolz und wird den erfolgreichen Abschluss vieler zukünftiger Projekte ermöglichen.