Pharma Innovation
27.05.2021 | Die Messe
Neue pharmazeutische Wirkstoffe zu entwickeln, ist das eine. Aber wie kommt der Wirkstoff an den Zielort im Körper? Dafür braucht man Transportsysteme. Ein solches besonders einfaches System hat PRAMOMOLECULAR entwickelt und zum Patent angemeldet. Mit seiner Technologie sollen therapeutische Oligonukleotide in Zielzellen transportiert werden, um krankheitsauslösende Proteine in Lunge, Herz oder Bauchspeicheldrüse stumm zu schalten.
Das Wissenschaftsmagazin Science hat siRNAs schon 2002 als „wissenschaftlichen Durchbruch des Jahres“ gewürdigt. siRNA steht für „kurzkettige interferierende RNA-Moleküle (small interfering RNA). siRNAs sind Doppelstränge aus 20-25 Basenpaaren. Sie verbinden sich mit komplementärer RNA und legen diese dadurch still. So lässt sich die Replikation von Viren stoppen, aber auch die Expression von Genen.
Doch wie kommt die siRNA überhaupt zu dem Gen, das sie stillegen soll? Damit setzen sich die Wissenschaftler bei PRAMOMOLECULAR auseinander. „Mit sogenannten siRNAs kann man jedes krankmachende Gen gezielt ausschalten und somit auch theoretisch jede Krankheit bekämpfen, sofern man die siRNAs in die betroffene Körperzelle einschleusen kann. Dies funktioniert bisher nur in Leberzellen gut, aber wir haben Transportmoleküle entwickelt, mit denen wir siRNAs auch in Zellen von Lunge und Pankreas einschleusen können. Daher kommt auch der zukünftige Firmenname, denn ´pramo´ heißt auf Esperanto ´Fähre´“, erklärt Dr. Thomas Hiller, Entwicklungsleiter und zukünftiger CTO von PRAMOMOLECULAR. Ziel ist vor allem die Bekämpfung von Krebs.
Dabei greifen die zukünftigen Gründer auf ihre langjährige Erfahrung bei der Arbeit mit siRNAs zurück. Als sie Zugang zu einer Bibliothek von Transportmolekülen bekamen, die für andere Wirkstoffkandidaten entwickelt worden waren, erhalten haben, testeten sie diese für den Transport von siRNA – und wurden fündig. Die lipid-basierten Moleküle, die zum Patent angemeldet sind, binden direkt an die siRNA; damit kann sowohl auf die „Verpackung“ in Nanopartikeln als auch auf Additive verzichtet werden. Ida Shaef, zukünftige CSO, freut sich auf den weiteren Gründungsweg: „Wenn es uns gelingt, unseren Proof of Concept im krankheitsspezifischen Tiermodell zu erbringen, sehen wir große Chancen, Wirkstoffe gegen schwerwiegende Krankheiten zu entwickeln, die bisher nicht behandelt werden können. Dies ist eine anspruchsvolle und wunderbare Herausforderung.“
Mit der Teilnahme am ACHEMA-Gründerpreis wollen die vier Gründer ihr Unternehmen nun noch bekannter machen. „Wir freuen uns über jeden, der Interesse an uns zeigt und den wir von unserer Idee überzeugen können. Wenn sich daraus Kooperationen ergeben, beispielsweise mit einem Investor oder auch auf wissenschaftlicher Ebene, dann sind wir daran immer interessiert“, sagt Dr. Thomas Hiller. Bisher sind die Erfahrungen positiv: „Es war einfacher als gedacht, andere von unserer Idee zu begeistern“, sagt Ida Shaef. Und die Projektleiterin und zukünftige Geschäftsführerin Dr. Merle Fuchs hofft auch „noch mehr Begeisterung“ für die Idee von PRAMOMOLECULAR.
Die Mikro- und Molekularbiologin verfügt über viel Erfahrung bei der Unternehmensgründung – sieben Startups hat sie selbst mit gegründet, Hunderte von Unternehmen bei Technologieentwicklung und Finanzierung beraten. „Deutschland verfügt über sehr gute technologische Voraussetzungen für die Gründung von Deep Tech-Startups mit Disruptionspotenzial“, sagt sie. Dabei geht es beim Gründen um weit mehr als „nur“ um eine gute Idee: „Wir Hightech-Gründer investieren nicht nur unglaublich viel Zeit in Technologieentwicklung, Marktverständnis, Kunden- und Investorengewinnung, sondern auch in das „Storytelling“, um anschaulich zu erklären, was wir machen und warum dies wichtig ist.“ Dabei vermisst sie jedoch ein größeres grundsätzliches Interesse an solchen Startups: „Da diese Probleme, an denen jeder von uns Deep-Tech-Gründern weit mehr als 5 Tage die Woche und 8 Stunden am Tag arbeitet, schwerwiegend sind, sind auch die Lösungen, die wir entwickeln, weder schnell verfügbar noch einfach. Leider sind oftmals weder in der Politik noch bei Investoren oder ´Normalbürgern´ genügend Geduld und Interesse an unseren Themen vorhanden. Und auch ein besseres naturwissenschaftlich-technisches Grundwissen würde den Dialog – und vielleicht sogar die Finanzierung unserer Startups – erleichtern!“
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